18
Allgemeine Erdkunde.
b) Die Gezeiten ober Ebbe und Flut s. S. 11.
e) Bei Meeresströmungen bewegt sich das Wasser dauernd nach
einer Richtung hin fort. Man unterscheidet warme und kalte Strömungen.
Jene führen aus den Äquatorgegenden warme Wassermassen mit sich nach
kälteren Breiten, wie z. B. der Golfstrom (S. 18) und im Großen Ozean
der Knro-Schio, d. i. Schwarzer Strom, der an der Küste von Japan
entlang läuft. Die kalten Meeresströmungen führen kaltes, grünliches Wasser,
oft auch Eiswasser aus den Polargegenden nach den niederen Breiten. Zeige
die beiden Stromkreise des Atlantischen und Stillen Ozeans!
Die Ursachen der Oberflächenströme erblickt man in den regelmäßigen
Winden, Passaten und Westwinden der gemäßigten Zonen. — Die Meeres-
ströme beeinflussen das Klima und haben Bedeutung für den Verkehr und
Fischfang (Neufundland), sowie für die Verbreitung von Pflanzen
und Tieren.
5. Das organische Leben im Meere. Die Tierwelt des Meeres
ist sehr reich und mannigfaltig. Nicht nur Fische, sondern Tiere aller Klassen
kommen darin vor. Auch hat das Tierleben keine Tiefengrenze, sondern zeigt
sich in allen Meerestiefen. Zähle Seetiere auf! — Die Pflanzenwelt
des Meeres besteht aus Tangarten und niederen Pflanzen.
6. Bedeutung des Meeres. Das Meer ist die Quelle der
Feuchtigkeit, die, aus ihm aufsteigend, sich über die Länder als Nieder-
schlag verbreitet. Durch Niederschläge und Seewinde beeinflußt das Meer
das Klima der angrenzenden Länder sehr wesentlich. — Auf die G e -
staltung des Festlandes wirkt es teils durch Zerstörung und Unter-
Waschung der Küsten (holländische und niederdeutsche, westenglische und west-
französische Küste), teils aufbauend, wie an Dünenküsten. — Endlich ist das
Meer die große Handelsstraße zwischen den entlegensten Erdteilen, der Haupt-
träger des Welthandels und Weltverkehrs, und dadurch zugleich von
groß?r Bedeutung für Hebung und Verbreitung von Bildung und Gesittung.
B. Besondere Meereskunde.
r~V (Über Größenverhältnisse und Meerestiefen vergl. S. 15, 16!)
1. Der Atlantische Ozean hat die Gestalt eines großen nordsüdlichen
Tales mit gleichlaufenden Ufern. Die Länge beträgt nahezu den halben
Erdumfang. Seine vielverzweigten Gewässer bespülen 4 Erdteile. Welche?
Es ist der Ozean der Mittelmeere, deren er fünf aufweist, drei große,
das europäische Mittelmeer, das amerikanische Mittelmeer
und das Nördliche Eismeer und zwei kleine, die Hudson- (hads'n)
Bai, die auch bereits arktischen Charakter zeigt, und unsere Ostsee.
Der Golfstrom ist ein Teil des nordatlantischen Stromkreises.
Infolge des No.- und 80.-Passates wird in dem tropischen Atlantischen
Ozean das Oberflächenwasser gegen die Küste von S.-Amerika getrieben.
Durch die Ostspitze Südamerikas wird der weit größere Teil des hier aus
28 o erwärmten Stroms nach Nw. abgelenkt, ein kleiner Bruchteil entweicht
nach Sw., der Brasilienstrom. Der Nw.-Strom fließt teils durch das
Karibische Meer in den Golf von Mexiko, teils als Antillenstrom östlich
der Antilleninseln nach Nw. Aus dem Golf von Mexiko entweicht , der
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Knro-Schio Japan Neufundland Atlantischen
Ozean Karibische_Meer Mexiko Mexiko
22 Allgemeine Erdkunde.
H Die meisten Tiefebenen waren noch in den jüngsten Perioden der
Erdgeschichte vom Meere überflutet, sind also ehemaliger Meeresboden.
Sie verdanken ihren Ursprung den Anschwemmungen der Flüsse. Das an-
geschwemmte Land bezeichnet man mit dem Namen Alluvium, z. 23. die
Poebene, das Oberrheinische Tiefland, Nordrußland, Hinduftan, das ostchine-
sische Tiefland, die Deltabildungen. ~ _
b) Bodengebiete innerhalb der Festländer, die tiefer liegen als der
Meeresspiegel, heißen Erdsenken oder Depressionen. Die tiefste Erdsenke
ist das Tote Meer, — 400 m. Andere bekannte Senkungsgebiete sind
die kaspische Erdsenke, die Oase Siwah, sowie das Mündungsgebiet von Rhein
und Scheide.
e) Flache Gegenden von größerer Seehöhe heißen Hochflächen oder
Hochland, Tafelland, Plateau. Vielfach sind sie von Randgebirgen
eingeschlossen, oder ihr Rand senkt sich stufenförmig (in Terrassen) zum Tief-
lande oder zum Meere.
Bekannte Hochflächen sind:
die oberdeutsche Hochfläche 500 m das Große Becken in Nordamerika 1500 m
die altkastilische Hochfläche 700 „ das Hochland von Mexiko 2000 „
die Kalahari ~ 1000 „ die Hochfläche von Tibet 4500 „
Tafelländer haben eine mehr oder weniger wagerechte Lagerung
der Erdschichten, wie die Wüstentafel der Sahara, Dekan, das Mississippi-
Tafelland.
I ß Ein Berg ist jede auffällige Erhebung des Bodens über die nächste
Umgebung. Die wichtigsten Bergformen sind: Kegel, Kuppe, Kamm,
Rücken und Tafelberg.
d) Gebirge sind zusammenhängende, von Tälern durchfurchte Berg-
mafsen. — Der Lagerung oder dem Bau nach gibt es Massengebirge,
deren Berge sich um einen gemeinsamen Mittelpunkt häufen, wie Fichtelgebirge
und Harz, Gruppengebirge (Siebengebirge) und Kamm- oder Ketten-
Die wichtigsten Gipfel- und Kammhöhen der Gebirge.
gebirge, z. B. Riesengebirge, Ural, Kordilleren. Diese erstrecken sich Haupt-
sächlich nach einer Richtung hin, tragen auf ihrem Rücken die höchsten Er-
Hebungen, bilden häusig wichtige Wasserscheiden, sind talreich und 'neigen zur
Bildung von Parallelketten. Auch gehören ihnen die höchsten Erhebungen
der Erde an.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Oberrheinische_Tiefland Nordrußland Hinduftan Rhein Nordamerika Mexiko Kalahari Tibet
28
Allgemeine Erdkunde.
in Armenien 21 %, der Aralsee 1 % Salz, Alle Endseen haben
also salziges Wasser und treten nur in trockenem Klima auf, wo die
Verdunstung größer als der Niederschlag ist.
4. Tie Lufthülle der Erde.
Tie Lufthülle der Erde (Atmosphäre)*) enthält außer Stickstoff und
Sauerstoff geringe Beimengungen von Kohlensäure, Wasserdampf und Staub.
— Tie Höhe der dichteren Lufthülle hat mau aus den Erscheinungen der
Dämmerung und aus der Höhe der leuchteudeu Nachtwolkeu zu 80 km be-
rechnet, indes folgert man aus dem Aufleuchten der Sternschnuppen (S. 14),
daß sich die Lufthülle überhaupt nicht über 200—300 km erstreckt. — Die
unteren Susischichten siud dichter als die obern. Wie mißt man den Luft-
druck? Die Luft ist ein sehr durchfichtiger Körper; doch zerstreut sie die
blauen und violetten Strahlen des Lichtes, so daß nns der Himmel in dieser
Farbe erscheint. — Von der Luftwärme, den Luftströmungen und
der Feuchtigkeit der Luft häugt das Klima der einzelnen Erdräume ab.
I. Tie Lustwärme. 1. Die durchschnittliche Jahreswärme eines Erd-
räum» richtet sich zunächst nach feiner Lage zum Äquator. Es gilt hier
i. a. das Gesetz: „Je näher dem Äquator, desto wärmer, je
weiter polwärts, desto kälter!" — Von weiterm Einfluß auf die
Wärmeverhältniffe eines Ortes ist seine Höhenlage. Die obern, dünneren
Luftschichten halten weniger Wärme fest, als die Niedern, dichteren Schichten.
Auch wird die Luft mir zum geringen Teil (1/4) direkt von den Sonnen-
strahlen erwärmt, empfängt vielmehr ihre Wärme größtenteils von dem er-
wärmten Erdboden. Je höher wir also steigen, desto mehr entfernen wir
uns von dieser Wärmequelle, auf 1 km nimmt die Wärme um 6° ab.
Demnach gilt das Gesetz: „Je höher, desto kälter!"
Die größte Höhe in einem bemannten Luftball wurde mit rund 10 km
durch Deutsche erreicht. Ein unbemannter Gasball stieg von Berlin 1894
bis zu 18 500 m; oben waren — 67°, die Tagestemperatur an der Erde betrug
12°. 1905 erreichte ein ähnlicher Luftballon eine Höhe von 26000 m, das
ist die größte'höhe, bis zu der „Gebilde aus Menschenhand" nachweislich
emporgestiegen sind.
Beckenförmige Hochländer haben über sich weniger Luft und Wafferdampf
(Wolken), die wie eine Decke wirken; auf dem Hochlande wirken Bestrahlung
und Ausstrahlung also mehr, als an der Meeresoberfläche. Daher sind dort
die Temperatnrgegenfätze größer, als hier.
Die Lage eines Landes zum Meere ist ebenfalls von Einfluß
anf feine Wärmeverhältnisse. Das Wasser wird zwar infolge feiner großen
spezifischen Wärme, großen Bewölkung und Verdunstung langsamer und
weniger erwärmt als das Land, kühlt sich aber daruni auch weniger und
langsamer ab. Daher empfangen Landstriche am Meere im Winter Wärme-
zufuhr von der See, im Sommer aber, wenn das Land stärker erwärmt ist,
Kühlung. Durch die ozeanische Lage eines Landes werden die
*) Gr. atmos = Dunst, sphaira — Kugel, Kreis.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Physische Erdkunde. / , 31
Bedeutung gewesen. Ihnen verdanken diese Völker mit An erster Reihe b1
Blüte des Ackerbaues, Handels und Verkehrs, und damit ihre Bildung ytld
Gesittung.
Ein anderes Monsungebiet ist das australische. Auch in anderen Gegenden
der Erde treten monsunartige Winde auf.
Iii. Die Niederschläge. Verteilung. Die Menge der Nieder-
schlüge berechnet man nach der Höhe, mit der das Regenwasser und das
Wasser aus Schnee, Hagel, Graupeln die Erde bedecken würde, wenn es
nicht verdunstete, einzöge oder abliefe.
Im Deutscheu Reiche fallen durchschnittlich 71 cm, im Flachlande
weniger, in den Gebirgen mehr. In Europa nehmen die Niederschläge mit
der Entfernung vom Ozean ab. Ein Gebiet geringer Regenmenge zieht sich
auf dem Wüstengürtel vom Atlantischen Ozean bis zum Stillen Ozean hin.
Die Tropen zeichnen sich durch Regenreichtum aus, es fällt dort 2—3 mal
so viel Regen wie in unserm Vaterlande.
Die größten Regenmengen sind in Vorderindien nö. von Kalkutta am
Südfuße des Himalaja (12'/, m) beobachtet worden, in einem Jahre fielen
sogar 23 m, einmal innerhalb eines Tages 104 cm!
Ursachen. Wenn sich wasserdampfhaltige Luft genügend ab-
kühlt, bilden sich Wolken und Niederschläge.
Die Abkühlung ersolgt beim Emporsteigen der erwärmten
Luft, z, B. in dem Gürtel der Stillen (Aquatorialregen, die in den Tropen
dem höchsten Sonnenstand folgen) oder in unseren Gegenden an heißen
Sommertagen (Sommerregen, Gewitterregen) oder beim Emporsteigen an
Gebirgen (daher sind Gebirge regenreich). Regen erfolgt ferner, wenn die
warme, feuchte, ozeanische Luft im Herbst über das bereits erkaltete Land
weht (Herbstregen in W.-Europ« und bei uns).
Wenn sich dagegen Luft erwärmt, nimmt die Fähigkeit zu,
Feuchtigkeit aufzunehmen. Daher sind die Passatwinde Schönwetter-
winde und wirken austrocknend, weil sie aus kälteren Gegenden in wärmere
wehen; daher ist im Mittelmeergebiet der Sommer bei vorherrschenden
N.-Winden so regenarm. Aus gleichem Grunde sind Winde, die vom Kamm
eines Gebirges herabwehen (Föhn), trocken, so daß Länder, die rings von
Randgebirgen umsäumt werden, zur Trockenheit verurteilt sind (Iran, Tibet,
Jnnerasien, Kleinasien, das Große Becken in Nordamerika, Kastilien). Ge-
birge, die der Küste parallel ziehen, haben eine Regenseite mit vielem Nieder-
schlag und eine Regenschattenseite mit weniger Regen, wie die nordamerikanische
Sierra Nevada, die Drakensberge, der Ostrand Australiens, die Südkordilleren.
Pflanzen- und Tierwelt.
1. Die Pflanzen- und Tierwelt (Flora und Fauna) der einzelnen Erd-
räume richtet sich im allgemeinen nach der Lage zum Äquator und nach
der Feuchtigkeit. Mit zunehmender Wärme wird die Pflanzenwelt reicher
an Formen und großartiger und üppiger in ihrer Entwicklung. Höhere
Wärme und Pflanzenreichtum begünstigen wiederum die Entfaltung eines
reichen, vielgestaltigen Tierlebens. Daher hat die heiße Zone die zahlreichsten
Zierformen. — Außer Licht, Luft und Wärme bedürfen Pflanzen und Tiere
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutscheu Europa Niederschläge Atlantischen_Ozean Stillen_Ozean Kalkutta Himalaja Tibet Kleinasien Nordamerika Kastilien Australiens
44 Die fremden Erdteile. Asien.
Afrika hin. Das Innere ist steppenartig; die Küstenstufen sind wohlbewässert'
und zeigen entgegengesetzte Jahreszeiten. Zur Zeit unseres Sommerhalbjahres
weht der 8^.-Monsun und bringt der Küste Malabar reichliche Regengüsse,
während er auf Koromandel heiße Trockenheit hervorruft. Zur Zeit unseres
Winterhalbjahres weht der Wind aus No. und bringt der Küste Koromandel
die Regenzeit, so daß Malabar jetzt Trockenzeit hat.' — Dekan ist reich an
Diamanten. Malabar ist die Heimat des Pfefferstrauchs.
In 8. liegt die Insel Ceylon, vom Festlande durch die seichte, an
Kvrallenbauten reiche Palkstraße (-pök) getrennt. Sie ist reich an tropischen
Erzeugnissen aller Art und gehört zu den best bebauten Kolonial-
ländern der Erde. — Ceylon ist die Heimat des Zimt bäum es und
führt Tee, Kokosnüsse und Chinarinde aus.
Die Bewohner sind zum weitaus größten Teil Hindu, die den
östlichsten Zweig der mittelländischen Rasse bilden. Sie verdrängten einst
die dunkelfarbigen Dravida, die als Ureinwohner des Landes anzusehen
sind und mehr oder weniger mit den Hindu vermischt in Dekan und Ceylon
leben. Die Hindu bilden nach den Chinesen das zahlreichste aller Völker
der Erde. Ihre uralte Religion ist die brahmanische, so genannt nach
Brahma, dem höchsten Gott der Gottdreiheit. Die heiligen Bücher wurden
bereits vor 3000 Jahren in der alten Sanskritsprache verfaßt. Der
Hindu glaubt an die Seelenwanderung und verehrt manche Tiere als heilig.
Die Tempel, Pagoden, sind oft schwerfällige Steinkoloffe, im Innern aber
aufs herrlichste geschmückt. Besonders berühmt sind die Höhlentempel um
Bombay. — Der Hindu gilt als sanft und harmlos, neigt zu beschaulichen
Betrachtungen, ist in allerlei Handfertigkeiten sehr geschickt, bewundernswert
als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber auch entnervt
und verweichlicht. Die gesellschaftlichen Verhältnisse leiden unter dem uralten
Kastenwesen, das insonderheit auch der Ausbreitung des Christentums sehr
hinderlich ist; die moderne Arbeitsteilung hat indessen das Kastenwesen durch-
brochen.
Das Wunderland Indien lockte feit den ältesten Zeiten die Eroberer
und Kaufleute an. In: Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer mehr
Einfluß in Indien, und heute besitzen sie fast ganz Vorderindien als indi-
ich es Kaiserreich. Nur l50000 Briten leben im Lande als Beamte, Kauf-
leute und Soldaten. — Die Engländer haben Anbau, Gewerbefleiß und Ver-
kehr fo sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr
aus Indien kommt. Indien ist das erste Rohrzuckerland der Erde, es-
führt am meisten Tee und Reis aus, es ist das zweite Baumwollen-
land der Erde. Auch Jute und Opium werden ausgeführt. Der inländische
Verkehr wird durch ein großartiges Eisenbahnnetz gefördert.
Der d eutfch-indisch e H andel ist sehr lebhast; er umfaßt '/» des
gesamten indischen Außenhandels und steht an der 3. Stelle. Das Deutsche
Reich bekommt aus Indien vor allem Baumwolle, Jute, Reis u. a. Früchte.
Vorderindien besitzt bei seiner großen Bevölkerungsanhäufung natürlich
zahlreiche Großstädte. £ ttalfutta, Hst. und Sitz des Vizekönigs, wichtigster
Einfuhrhafen Indiens mit dem dichtbevölkerten Hindustan als Hinterland,
daher trotz ungesunder Lage das „indische London". — »Zibenares, am
heiligen Ganges, das indische Rom mit seinen vielen Pagoden, seinen Pilgern,
der Sitz brahmanifcher Gelehrsamkeit. — -z«D el h i, an? einst die glänzende
Hst. des Großmoguls*), heute nur ein Schatten früherer Größe — »Lahöre,
*) Ein mongolischer Fremdherrscher.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Ceylon Ceylon Ceylon Bombay Indien Indien Indien Indien Indien Indiens Rom
46 Die fremden Erdteile. Asien.
Seiten des Gleichers zwischen Südasien und Australien ausbreiten. Man
unterscheidet: 1. die Großen Snndainseln (Börneo, Sumatra, Java,
Selebes), 2. die Kleinen Snndainseln, 3. die Philippinen, 4. die
Molukken oder G e w ü r z i n s e l n. — Der Boden der Inseln ist
überall gebirgig. Eine lange Reihe zum Teil tätiger Vulkane zieht sich
über Sumatra, Java, die kleinen Sundainseln und dann n. bis zu den
Philippinen. Java ist mit seiuen 14 tätigen Vulkanen (mit den
erloschenen über 100) die vulkanreichste Stelle der Erde.
Der letzte großartige Ausbruch dieses Vulkanherdes war Ende August
1883 in der Sundastratze; es wurde ein Gebiet lx/2 mal so groß wie unser
Vaterland mit Asche bedeckt. Die feinsten Teilchen wurden z, T. bis zu
30 km_ emporgeschleudert, hier von den östlichen Lustströmungen erfaßt und
über die Aquatorgebiete und die ganze nördliche Halbkugel ausgebreitet. (S. 30.)
Diese Stäubchen erzeugten u. a. auch in unsern Gegenden die prächtigen
Dämmerungserscheinungen des Herbstes und Frühwinters 1883. Bei dem
Ausbruch wurden soviel Bimssteine ausgeworfen, daß sie weithin das
Meer bedeckten und daß es unmöglich war, mit Schöpfeimern zum Wasser
zu gelangen. Achtzehn Stunden hindurch war der Himmel durch den empor-
gewirbelten Rauch und die Steine verfinstert.
Das feuchtwarme, gleichmäßige tropische Seeklima befördert die
Entwicklung einer üppigen Pflanzenwelt. Zu den sonstigen Kulturpflanzen
der heißen Zone treten noch die hier einheimischen Gewürze, als
Kampferbaum, Gewürznelken, Muskatnüsse, und auf den Philippinen Manila-
Hanf auf. Nutzpflanzen, wie Kokospalmen und Brotfruchtbaum, namentlich
aber Zuckerrohr und Reis, gedeihen in Menge. Auch die Tierwelt ist auf
den Inseln reich entwickelt. Es seien erwähnt Orang-Utan, Königstiger, der
Elefant als wichtiges Haustier und Papageien.
Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Mala Yen, die sich zur
Lehre Mohammeds bekennen und sorglose Ackerbauer oder kühne Seeräuber
sind. Im Innern der großen Inseln herrscht unter ihnen noch viel Wild-
heit. — Für Europäer ist das Klima der niederen Küsten- und Sumpf-
gebiete sehr ungesund.
Der indische Archipel war wegen seiner seltenen Gewürze und kostbaren
Bodenschätze seit der Entdeckung des Seeweges noch Ostindien das Ziel
europäischer Seefahrer. Zunächst erwarben die Portugiesen und Spanier
Kolonialbesitz, da ihre Seemacht damals am meisten entwickelt war, dann die
Niederländer. Heute ist hier der niederländische Kolonialbesitz
herrschend.
a) Die Niederländer besitzen die Großen und Kleinen Sunda-
inseln und die Molukken. Die größte Insel des Archipels ist Bornco,
(S. 20). Die Niederländer haben an den Küsten Niederlassungen,' das Innere
ist noch größtenteils unbekannt. Die Nw.=Seite der Insel ist englisch.
Sumatra, größer als Norddeutschland, liefert guten Tabak, ferner Kampfer
und Pfeffer,- es ist im Innern ebenfalls noch wenig bekannt. An der 80.-
Seite die kleine zinnreiche Jnfel Banka. — Selebcs, die östlichste der Sunda-
inseln, ist sehr stark gegliedert.
Der Preis eines Wunderlandes gebührt vor allem Java. Die Insel ist
so groß wie Süddeutschland, hat aber doppelt so viel E. Die sehr fruchtbare,
äußerst sorgsam angebaute Insel liefert ungeheure Ernten von allerlei tropt-
fchen Gewächsen, namentlich sehr geschätzten Kaffee, Reis, Rohrzucker,
Chinarinde und Tabak. Die Insel ist „die Perle der Krone der Nieder-
lande". Hsi -zcbatavia, Hauptstapelplatz des niederländischen Handels m
Ostindien, den Vorrang hat diese Stadt seit Eröffnung des Sueskanals an
Singapur abtreten müssen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: August Mohammeds Hsi_-zcbatavia
Extrahierte Ortsnamen: Asien Australien Sumatra Sumatra Ostindien Sumatra Norddeutschland Nieder- Ostindien
48
Die fremden Erdteile. Asien.
den Randgebirgen regnet sich die feuchte Luft ab und erreicht trocken Hoch-
asien.
Im Winter kühlt sich infolge der starken Ausstrahlung bei heiterem
Himmel die Luft sehr ab, ein Gebiet hohen Luftdruckes bildet sich, aus dem
die Luft stürmisch herausweht in das Gebiet geringen Luftdruckes über dem
Meere. Daher herrschen in Ostasien Nw.-Winde, die die Eiseskälte des
Hochlandes über China und die östlichen Inseln führen. So kommt es,
daß noch bei Kanton in 8.-China in der Tiefebene Schneefall vorkommen
kann, am Wendekreise, also in der heißen Zone. Peking, in der
Breite Neapels gelegen, hat daher die Januarwärme von Christiania bei
normaler Juliwärme (26 °).
Die heftigen Nw.-Stihcme blasen den Staub und den Sand aus der
Wüste heraus und breiten ihn über China aus, wo der niederfallende Staub
von der Pflanzendecke festgehalten wird. Dadurch sind die äußerst srucht-
baren Lößgebiete Chinas entstanden (die gelbe Erde).
Die Bevölkerung ist mongolischer Abstammung und führt größtenteils
ein Nomadenleben. Die Bevölkerungsdichte ist bei den wenigen Millionen
sehr gering. Die Bewohner Tibets und der Mongolei sind Buddhisten,
die vou Ostturkestan Mohammedaner.
Alle Länder mit Ausnahme des Pamirhochlandes sind Nebenländer
des chinesischen Reichs und stehen unter chinesischen Statt-
Haltern.
Tibet hat auf seinen kalten, öden Hochlande geringe Bevölkerung.
Osttibet ist das Quellgebiet der Ströme Chinas und der größten Flüsse
Hinterindiens. In Lhäsa (Götterland) residiert das geistliche und weltliche,
aber von China abhängige Oberhaupt von Tibet, der Dalai-Lama.
Ostturkestan ist im wesentlichen das Becken des Tarimflusses. Das
Land ist von mohammedanischen Turktataren bewohnt und weist in
manchen Gebirgstälern und um die Städte Jarkaud und Kaschgär be-
deutende Fruchtbarkeit auf. — Die Dsungarei öffnet sich nach dem Tief-
lande des Aralsees und bildet ein wichtiges Völkertor. Durch dieses sind
wiederholentlich innerasiatische Völker, als Hunnen, Mongolen, Türken, nach
Westasien und Europa vorgedrungen.
Die Mongolei ist das umfangreichste der Hochländer. Sie besteht fast
lediglich aus Steppe und Wüste, ein echter Herd des Nomadentums. Der
mittlere, muldenförmige Raum ist eine endlose Steppe, Salz- und Stein-
einöde, Gobi, d. i. Wüste, oder Schamo, d. i. Sandmeer, genannt. —
Die wilden Mongolen st ämme (nach ihnen ist die mongolische Rasse
benannt) haben sich zu Zeiten gleich verheerenden Strömen über
die Kulturländer Europas, Chinas und Judieus ergossen.
Das Pamirhochland ist russisch.
2. Ostasieo. Die Mandschurei, das nö. der chinesischen Nebenländer,
bildet ein Tiefland, das von Gebirgen umrahmt und reich an Weide, Wald
und Ackerland ist. Im N. reicht das Gebiet bis zum Amur. Das Küsten-
land und das Gebiet des untern Amur befindet sich in den Händen der
Russen.
Die Mandschurei ist das Stammland des jetzigen chinesischen Kaiser-
Hauses und von allen Nebenländern des Reiches am meisten bevölkert. Aus
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Ostasieo
Extrahierte Ortsnamen: Asien Ostasien China Wendekreise Peking Christiania China Chinas Tibets Mongolei Ostturkestan Tibet Chinas Hinterindiens Lhäsa China Tibet Ostturkestan Westasien Europa Mongolei Europas Chinas
100 Europa.
Kern der Tiefebene aber, namentlich das Land ö. der Donau und um die
Theiß, ist eine wagerechte, weidereiche, baumarme, dünnbevölkerte Ebene.
Pußta genannt. Sie ist die Heimat der verwilderten, braunen Pußtahirten
mit ihren großen Pferde-, Rinder-, Schaf- und Schweineherden. Im Frühling
ein grüner Teppich, ist die Pußta im heißen Sommer eine staubige, aus-
gedörrte Fläche. Im Winter wird sie von Schneestürmen durchbraust.
Das Klima ist bei der großen Ausdehnung der Monarchie durch acht
Breitengrade und bei der mannigfaltigen Bodengestaltung in den einzelnen
Ländern sehr verschieden. Alpen und Karpaten begünstigen die Niederschläge
und beeiuträchtigeu sie in den Ebenen des 0. Bei der Binnenlage des
Staates ist das Landklima vorherrschend. Besonders macht es sich mit seinen
schroffen Gegensätzen in der Ungarischen Tiefebene geltend. Ein sehr mildes
Klima herrscht in den sw. Grenzländern: in Südtirol, dem Küstenlande,
Dalmatien und Kroatien. Hier kommen Kastanien, Maulbeerbäume, Ölbäume
und andere Pflanzen des europäischen 8. fort. Süddalmatien wurde zur
Römerzeit in klimatischer Hinsicht sogar Italien vorgezogen. Diesen milden
Strichen steht das rauhe Klima der hochgelegenen Alpen- und Karpatenländer
schroff gegenüber.
2. Die Bewohner. ^Die Bevölkerung ist iubezug auf Abstammung
wenig einheitlich. Die Hauptmasse der Bewohner gehört den drei großen
Völkerfamilien Europas an: den Germanen, Slaven und Romanen. Doch
hat keine der Gruppen das herrschende Übergewicht.
Die Deutschen, 1/4 des gesamten Volkes, wohnen geschlossen im
Erzherzogtum Österreich, auf den Nordabhängen der Alpen und den Gebirgs-
rändern des böhmischen Stufenlandes, sonst in Sprachinseln zerstreut in der
ganzen Monarchie, namentlich auch in Siebenbürgen. Die dortigen „Sachsen",
vom Niederrhein eingewandert, sind den Anfeindungen der Magyaren
(madjären) in ähnlicher Weise ausgesetzt, wie die Deutschen Böhmens den
der Tschechen. Als Hanptkulturträger war und ist das Deutschtum in der
österreichisch-ungarischen Monarchie von größter Bedeutung.
Die Slaven umfassen in verschiedenen Volksstämmen nicht die Hälfte
der Gesamtvolkszahl. Zu ihnen gehören 1. die Tschechen in Böhmen
und Mähren, 2. die Polen, Slovaken und Rutheuen in Galizien
und 3. die verschiedenen südslavischeu Völkerschaften, als Serben, Slovenen
in Ungarn, Kroaten n. a.
Zu den Romanen gehören die Italiener im Sw., namentlich in Süd-
tirol, und die rumänische Bevölkerung des 80., namentlich in Siebenbürgen.
— Im Donautieflande wohnen die Magyaren oder Ungarn, 1/5 der Ge-
samtzahl, außerdem finden sich zerstreut im Lande Inden und Zigeuner.
Mehr Eiuheitlichkeit herrscht hinsichtlich der Religion. 2/4 der Bewohner
sind Katholiken. Protestanten gibt es namentlich in Ungarn und
Siebenbürgen, im ganzen jedoch nur 4 Mill., 4 Mill. Anhänger der
griechisch-orthodoxen Kirche befinden sich im 80.
Unter den Nahrungsquellen der Bevölkerung steht die Land-
Wirtschaft obenan. Sie nährt mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Der
Land bau liefert iu reichen Ernten Getreide (Ungarn, Mähren, Böhmen,
Galizien), das viel zur Ausfuhr gelangt, ferner Obst, Hopfen (Böhmen) und
Wein (Uugaru). Auch der große Waldbestand (30°/0) spielt eine Rolle
als Einnahmequelle. In den Alpenländern und den Pußten wird die Vieh-
zucht in großem Maßstabe betrieben. Der Reichtum des Landes an Roh-
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Extrahierte Personennamen: Pußta
Extrahierte Ortsnamen: Europa Donau Niederschläge Südtirol Dalmatien Kroatien Italien Europas Polen Galizien Ungarn Süd- Siebenbürgen Donautieflande Ungarn Ungarn Ungarn Galizien
104 Europa.
alpenhohen Gebirges) eine wellenförmige Ebene mit schlauchartig mündenden
Flüssen. Es gliedert sich in das runde, nordsranzösische Becken, in dessen
Zentrum Frankreichs Hauptstadt Paris liegt. Die Seine gehört dem Becken
ganz an, die Loire nur zum Teil. Das G aronn ebe cken ist der zugeschwemmte
Teil des früher weiter nach 0. ausgedehnten Golfes von Biscaya, Beschreibe
den Lauf der Flüffe nach der Karte! Merke von jedem die größten Neben-
flüsse! — Das Tiefland ist fast durchweg fruchtbar und sorgsam angebaut
Unfruchtbar ist die Kalksteinplatte der Champagne, an deren Rändern aber
Wein gedeiht, und der Küstenstrich „Les Landes", f. v. der Gironde. Die
sandigen Heidestrecken, teils mit Wald bedeckt, teils Weideland, das der
Schäfer auf hohen Stelzen durchmißt, bildet einen scharfen Gegensatz zu dem
Weingelände der Garonne.
Das Klima Frankreichs ist Seeklima, entsprechend der sw. Lage
des Landes milder als in Deutschland. Selbst im Januar sinkt das Mittel
nicht unter den Frostpunkt, daher nur Kaminheizung. Die Niederungen am
Mittelmeer haben Mittelmeerklima mit Oliven- und Feigenbau. Im übrigen
Frankreich kommt — mit Ausnahme des ganzen Nw. und der rauheren
Höhen — der Wein gut fort. Die wichtigsten Weinländer sind Burgund,
die Champagne (Schaumwein) und die Gegend von Bordeaux. Der Obst-
bau und der Anbau von Weizen sind hoch entwickelt.
2. Die Bewohner sind, abgesehen von einigen größeren Volksresten,
Kelten in der Bretagne, Basken in den Pyrenäen, romanischer Ab-
stammung, Abkömmlinge der alten Gallier, vermischt mit römischen und
germanischen Elementen. Die französische Nation hat von den Galliern
das Wesen, von den Römern die Sprache geerbt. Der Franzose zeigt ein
leichtes, bewegliches Wesen, verbunden mit Anstelligkeit, Kunstfertigkeit und
Geschmack, ist formgewandt in Sprache und Benehmen, sparsam und fleißig,
huldigt indes gern dem äußeren Schein. Nächst den Südeuropäern sind die
Franzosen die am längsten kultivierte Nation Europas; sie haben für Kunst
und Wissenschaft Großes geleistet. Nichtsranzosen sind die Wallonen im
äußersten No. und die Italiener im So. — Fast die gesamte Bevölkerung
gehört dem katholischen Bekenntnis an.
Von den Nahruugsquelleu ist in erster Linie die Großindustrie
zu nennen. Die wichtigsten Jndustriegegenden sind der nördliche an Kohle
reiche Bezirk, Mittelpunkt Lille mit Leinen-, Wollen- und Baumolleu-
sabriken, Pari.s, unübertroffen in Mode- und Zierkurzwaren (Galanterie-
waren), und der südliche Bezirk mit Lyon (Seidenwaren) und St.
Etienne mit Metallgewerbe. Sehr hoch entwickelt sind ferner die ver-
schiedensten Zweige der Landwirtschaft. Besonders ist Frankreich durch
seinen Weinbau berühmt. Es ist das erste Weinland der Erde. —
Durch die Verheerungen der Reblaus hat der Weinbau gelitten*). Infolge
unvorsichtiger Verminderung des Waldbestandes**) treten durch zu schnelles
Abfließen der Niederschläge oft Überschwemmungen auf, und manche Flüsse,
besonders die Loire, leiden an Versandungen. Der ausgedehnte Anbau des
Maulbeerbaumes im Rhonetale ermöglicht eine umfangreiche Zucht der Seiden-
raupe. Die echte Kastanie ist in Südfrankreich Volksnahrungsmittel; sie
bildet hier große Wälder. In der Viehzucht steht Frankreich Deutschland
nach. Hervorragend ist die Zucht feinwolliger Schafe und die Federvieh-
*) 1875 betrug die Weinernte 84 Mill. Iii, sank 1879 auf 26 Mill. Iii, stieg
dann 1901 auf 60 Mill. hl.
**) Er beträgt nur '/« der Gesamtbodenfläche.
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Extrahierte Personennamen: Biscaya Etienne
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs_Hauptstadt_Paris Frankreichs Deutschland Frankreich Burgund Bordeaux Bretagne Europas Lille Lyon Frankreich Rhonetale Frankreich_Deutschland
Pyrenäenhalbinsel. 109
Wie alle von Randgebirgen umgebenen Länder, so ist auch Kastilien
nebst Aragonien regenarm (S. 31). Der wolkenarme Himmel verursacht
im Winter große Abkühlung, in Valladolid bis —21°, im Sommer
große Hitze, in Valladolid z. B bis 44° im Schatten- „dieselben Gegenden,
die im Sommer unter einer fast afrikanischen Glut schmachten, starren im
Winter dann weit und breit von Reif, und die Gewässer bedecken sich mit
dicken Eiskrusten." Die großen jahreszeitlichen Gegensätze in der Wärme
wiederholen sich in geringerem Grade innerhalb von Tag und Nacht. Kalte
Winter, heiße Sommer und wenig Regen kennzeichnen also das
Landklima.
Der Pflanzenwuchs des regenarmen Landes ist dürftig. Unabsehbar
dehnen sich die dürren, braunen, baumlosen Ebenen aus, am fernen Horizont
oft von steilen, gezackten Randgebirgen begrenzt. Auf den staubigen, einsamen
Heideflächen weiden große Merino-Herden. In Altkastilien und Leon ist
Ackerboden vorherrschend.
Die Tiefländer sind ihrer Natur nach sehr verschieden. Das mulden-
förmige Aragonifche Tiefland, vom Meere durch das Katatonische
Küstengebirge abgeschlossen, ist aus dem oben angeführten Grunde vor-
wiegend Steppe mit oasenartig eingestreuten Fruchtgebieten, schlecht angebaut
und darum wie die Hochfläche dünn bevölkert. — Das Andalusis che Tief-
land öffnet sich zum Atlantischen Ozean und zeigt, soweit die Bewässerung
reicht, außerordentliche Fruchtbarkeit und ausgedehnten Anbau von Süd-
früchten, auch Waldbestände von Pinien, Korkeichen und wilden Ölbäumen.
Zucht von edlen Pferden und Kampfstieren.
Die Stufenländcr. Die n. und w. Küstenländer sind regenreich und
haben üppigen Pflanzenwuchs, der im X. aus mitteleuropäischen, im W. aus
immergrünen Gewächsen und Südfrüchten besteht. Das Klima der Stufen-
länder am Mittelmeer ist sehr mild, die Felder sind oft künstlich bewässert
und reich an Südfrüchten aller Art. In den f. Gebieten kommen selbst
tropische Gewächse fort, als Dattelpalme, Baumwolle und Zuckerrohr. Der
Regenbringer der Ostküste ist der Solano.
2. Die Bewohner sind ein romanisches Mischvolk, hervorgegangen
aus deu Völkerstämmen, die nacheinander hier aufgetreten sind: Iberer,
Karthager, Römer, Germanen und Mauren. Bei deu Portugiesen kamen
noch französische Zuwauderer in Frage. Die Bevölkerung gliedert sich in
zwei Völker: Spanier und Portugiesen. Den Kern jener bilden die
K a st i l i e r und Aragonier, die in nationaler und sprachlicher Beziehung
der herrschende Stamm sind. Die Katalonen in den ö. Küstenländern
sind begabt, gewandt, ausdauernd, arbeitsam und unternehmungslustig und
den übrigen Spaniern weit überlegen. Die Andalusier tragen den Stempel
maurischer Abstammung an sich. Abkömmlinge der alten Iberer sind die
tapferen und fleißigen Basken in den Pyrenäen. („Flink wie ein Baske!")
Die Spanier sind durch ihren großen Nationalstolz bekannt, der sich aus
den Zeiten herschreibt, als Spanien die erste Macht Europas war. Sie
lieben öffentliche Schaugepräge und die grausamen Stiergefechte. Die Volks-
bildung steht in diesem katholischen Lande auf sehr niedriger Stufe.
Die wichtigste aller Nahrungsquellen ist die Landwirtschaft.
Sie ernährt 7/s aller Bewohner beider Staaten. Der Ackerbau liefert alle
Getreidearten, auch Reis. Wein (Portwein, Muskateller, Sherry, Malaga).
Olivenöl, Kork und Espartogras, das zu allerlei Flechtwerken und zur
Papierbereitung dient, kommen zur Ausfuhr*). Die Viehzucht liefert
Maultiere und die andalusischeu Pferde, ferner Kampfstiere und Schafe.
^ *) Spaniens Außenhandel steht hinter dem der kleinen Schweiz und
betragt etwa 1js von dem Belgiens.
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TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Valladolid Valladolid Altkastilien Atlantischen_Ozean Europas Malaga Spaniens Belgiens